Freitag, 6. Dezember, 16.10 Uhr. Eine unbekannte Zürcher Nummer ruft an.
Ein Journalist von 20 Minuten – dem reichweitenstärksten Newsportal der Schweiz.
Ein Leserreporter hat gemeldet, dass die Schweizer Post Lindt-Schoggihasen mit der Grussbotschaft «Frohe Ostern!» an Werbekunden verschickt. In der Redaktion herrsche Uneinigkeit darüber, was man von der Aktion halten soll.
«Was denken Sie als Marketingexpertin dazu?»
Ich war erst mal baff.
Dann habe ich ihm gesagt, dass mir die Aktion gefällt. Schliesslich werden Unternehmen und ihre Marketingmitarbeitenden in dieser Zeit von Weihnachtskarten und -geschenken regelrecht überflutet. Zumindest ging es mir früher so. Da ist es schwierig, aus der Masse herauszustechen.
Mit einer Aktion wie dieser erregt man Aufmerksamkeit. Auch wenn sie nicht alle gut finden. Tendenziell – das zeigen auch die Kommentare zum Artikel – kommt sie bei Marketingverantwortlichen gut an. Bei der breiten Öffentlichkeit jedoch weniger – diese setzen mehr auf Post-Bashing.
In meiner Tätigkeit als Marketingverantwortliche bei der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt haben wir uns bspw. statt auf die Zeit vor Weihnachten, auf den Dreikönigstag, den 6. Januar, konzentriert und dann statt einen Dreikönigskuchen Tageskarten als Geschenke verschickt – weil der Kunde König ist.
Als ich bei einer Agentur angestellt war, war es jedes Jahr eine Herausforderung neue, kreative Ideen für Weihnachtskarten und -geschenke zu entwickeln. Zum Beispiel für eine Pensionskasse.
Es hat mich Mut gekostet, auf die Anfrage des Journalisten zu antworten. Ich habe gezweifelt, was mir das Recht gibt, meine Meinung zu äussern. Denn es ist eine Sache, im Berufsalltag Empfehlungen abzugeben oder Strategien zu entwickeln. Aber öffentlich in einem grossen Medium zitiert zu werden – das ist eine andere Ebene.
Aber mit bald 20 Jahren Erfahrung in Marketing und Kommunikation sowohl – auf Kunden- sowie auch auf Agenturseite – habe ich etwas beizutragen. Auch wenn ich nicht in einer grossen Agentur arbeite. Deshalb habe ich mich dazu geäussert.
Und bin froh und stolz darauf.
Zudem hat es mich sehr gefreut, dass der Journalist via Suchmaschine auf mich aufmerksam wurde.